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 HunterXHunter - Nights Game

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xXManniXx
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BeitragThema: HunterXHunter - Nights Game   HunterXHunter - Nights Game Icon_minitimeSa März 31, 2012 6:30 am

Nights Game

Diese dunkle Aura hatte eine Präsenz wie der Teufel persönlich. Gon schluckte, spürte, wie sein ganzer Körper zu schlottern begann. Er war wie gelähmt – sein ganzer Körper zitterte, als hätte er den schlimmsten Schüttelfrost seines Lebens und auch sein Herz klopfte mit einer Geschwindigkeit, als würde es versuchen wollen, seine Rippen zu sprengen.
Sein Hals war staubtrocken. Er fühlte den kalten Schweiß, der seine Haut wie ein hautenger Stoff umhüllte. Dennoch – die Intensität seiner Angst wurde nicht milder. Sie nahm sogar immer mehr zu, je länger Gon damit kämpfte, seinen Geist zu klären und sich wieder bewegen zu können. Aber es war, als wäre er eine Wand, nicht ein Muskel hörte auf die Befehle seines Körpers. Nur die Augen…sie blickten gestochen scharf, trotz der Angst, die ihm die Sinne vernebelte.
Und sie sahen alles. Vor allem den Verursacher seiner Angst.
Nur schemenhaft erblickte er in der Dunkelheit denjenigen, der diese monströse Wut verströmte wie giftigen Atem im luftleeren Raum. Er versteckte sich nicht, alles sprach dafür, dass er sogar wollte, dass irgendjemand auf seine unbändige Wut reagierte. Gon war bisher der einzige, der sich getraut hatte, sich in unmittelbare Lebensgefahr zu begeben, um herauszufinden, wer oder was eine derartige Zerstörungswut verströmte, dass er mitten im Schlaf beinahe schreiend erwacht war, als er die mächtige Aura unbewusst erspürt hatte.
//Reiß dich zusammen…ich beherrsche das >Nen<, aber diese Intensität…noch nie bin ich jemandem begegnet, der solch eine Aura ausstrahlt! Er ist wirklich ein Monster…damals im Turm bin ich direkt an ihm vorübergegangen, aber da hatte er keine feindlichen Absichten…er wollte uns nur von der 200ten Etage fernhalten. Aber jetzt…Gott, hab ich Angst!//
Mühsam ballte der Junge die Fäuste. Allmählich wurde sein Geist klarer, trotz der noch immer unbändigen Angst. Aber sein Instinkt, ganz tief in ihm vergraben, riet ihm, dass diese Wut nicht ihm galt - er konnte helfen. Er wusste nicht, wie, aber das würde er auch nie herausfinden, wenn es ihm nicht gelang, die Angst zu überwinden, die ihn festhielt wie eine Spinne ihr Opfer im Spinnennetz.
//Konzentriere dich…ruhig atmen und wenigstens so lange die Umgebung ausblenden, bis mein Herzschlag wieder ruhig ist…er ist mir nicht feindlich gesinnt, also muss ich herausfinden, was ihn so mordlustig macht…//
Es dauerte nicht lange und Gons Aura floss wieder ruhig und sicher, sein Zittern hatte aufgehört. Er atmete leise und tief aus, senkte kurz den Kopf und straffte die Schultern, ehe er schließlich den Mut aufbrachte, um aufzublicken und sich langsam auf sein Ziel zuzubewegen.

Sicheren Schrittes, aber vorsichtig und mit gemäßigter Geschwindigkeit schritt Gon auf den Wald zu, der sich wie eine endlose schwarze Wüste vor seinen Augen erstreckte. Die Nacht war rabenschwarz, trotz des schmalen Sichelmondes, der hoch über ihm stand. Er strahlte gerade genug Helligkeit auf die Erde herab, dass Gon seine nächste Umgebung relativ hell noch sehen konnte…aber der Wald war wie eine schwarze, undurchdringliche, jede Helligkeit aufsaugende Wand. Eine Wand, die ein mordlüsternes Monster beherbergte.
Immer näher kamen die Bäume, Schritt für Schritt, Meter für Meter. Allmählich erkannte er auch die Konturen der Blätter und hörte ihr Rauschen, das sanfte Strömen des Wassers drang an seine Ohren. Irgendwo in der Nähe des Waldrands musste ein kleiner Bachlauf sein. Und genau dort vermutete Gon sein Ziel, denn in derselben Richtung konzentrierte sich die Aura wie ein dickflüssiger Schleim.
//Irgendetwas muss vorgefallen sein, dass Hisoka so aufgebracht ist…normalerweise kontrolliert er sich sehr gut, ich bezweifle, dass er grundlos so wütend wird. Hm…es ist alles still…selbst die Tiere sind instinktiv geflohen, nicht einmal mehr die Ameisen rühren sich//
Je näher Gon dem kleinen Bachlauf kam, desto mehr versuchte die Angst erneut, von seinem Herzen Besitz zu ergreifen, aber jetzt war er gewappnet. Mit erhobenem Kopf, die Augen fest auf sein Ziel gerichtet, marschierte er weiter, direkt hinein in die absolute Dunkelheit. Und dann hörte er es – scharfe, flache Atemzüge. Das Rascheln von Stoff, ein unregelmäßiges leises Platschen, als würden Steine ins Wasser geworfen.
//Da ist er//
Und ein weiterer, letzter Schritt brachte ihn endgültig in Sichtweite. Machte ihn aber gleichzeitig auch schutz- und wehrlos, doch noch immer versicherte ihm sein Gefühl, dass er nicht gefährdet war.
„Hisoka…“
Der rothaarige Magier saß gebückt auf einem mannshohen Stein direkt über dem kleinen Bachlauf. Die kleine Lichtung wirkte nahezu friedlich – absolut still, bis auf das Strömen des Wassers und die Atemzüge der beiden anwesenden drang kein weiteres Geräusch zu ihnen durch. Und der sanft leuchtende Sichelmond spendete hier auf der kleinen Lichtung gerade genug Licht, dass Gon den Älteren schemenhaft erkennen konnte, obwohl sicherlich zwanzig Meter sie voneinander trennten.
Mutig schritt der Junge weiter. Seine Augen brannten vom intensiven Starren, er spürte, wie sein Atem tiefer und einen Tick schneller wurde. Trotzdem hielt er sich innerlich ruhig, obwohl er die Spannung beinahe fassen konnte, die in der Luft lag. Eigentlich fühlte er sich hier überhaupt nicht wohl, aber er wollte und konnte nicht mehr weglaufen. Dazu war er zu weit vorgedrungen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Hisokas vorher noch schwerer Atem wandelte sich in ein keckerndes, leises Kichern, aber der Mann gab keine Anzeichen, dass er den Besucher bemerkt hatte. Einzig seine linke Hand ließ einen weiteren Stein ins Wasser fallen. Ohne jeglichen Elan, ohne unnötigen Bewegungen. Gon schluckte.
Nur zwei kurze Schritte trennten ihn von dem Mann, vor dem sein Innerstes eine solche Angst hatte, dem er aber dennoch vertraute. Hisoka war jemand, den man nie einschätzen konnte – er war ein wildes, blutrünstiges Monster, aber Gon wusste einfach, dass dies nicht das wirkliche Wesen des Magiers war. Hisoka war…einfach jemand, den niemand durchschaute. Und man wusste nie, was er gerade dachte. Hisoka machte sich immer einen Spaß daraus, alles und jeden an der Nase herumzuführen und nach seinem Geschmack zu leiten, um bereits geplante Ereignisse herbeizuführen, aber selbst diese Neigung war abhängig von seiner momentanen Stimmung.
Und jetzt war der Magier absolut nicht in der Stimmung für solche Spielchen, dafür brauchte Gon auch keine große Menschenkenntnis. In diesem Moment sah er nur eins – einen gebrochenen, in seine Grundfesten erschütterten Menschen, der Hilfe brauchte. Auch wenn er wohl der einzige war, der das sehen konnte, denn jeder andere wäre bei dieser bestialischen Ausstrahlung bereits über alle Berge verschwunden.
Furchtlos setzte der Schwarzhaarige sich an die Seite des anderen, mit Abstand von mindestens einem Meter, er wusste schließlich nicht genau, wie Hisoka auf seine Nähe reagieren würde. Er ließ sich seine Erleichterung nicht ansehen, als der andere noch immer nicht beachtete. Schweigend richtete er den Blick zu Boden, betrachtete das klare Wasser, das unter seinen Füßen mit dem Fluss strömte, nur ganz sanft, aber dennoch in ständiger Bewegung.
„Hätte nicht gedacht, dass jemand den Mumm hat, sich hierher zu bewegen…“
Langsam hob der Rothaarige den Kopf, blickte mit weit geöffneten Augen starr und konzentriert in den Himmel. Gon zuckte verlegen lächelnd mit den Schultern.
„Ich hab immer noch Angst…mir zittern eigentlich die Knie, aber ich kann es verbergen.“
Er spürte auch ohne es zu sehen, dass sich die schmalen Lippen des Magiers zu einem geringschätzigen Lächeln verzogen. So lächelte er immer – nur ganz selten lächelte er echt, menschlich. So wirklich konnte Gon nicht einmal sagen, dass er den anderen jemals ehrlich hätte lächeln sehen. Er kannte das mordlüsterne Lächeln, das geringschätzige, das amüsierte und auch das warnende Lächeln, aber das waren auch die einzigen Facetten, die er je wirklich an dem Magier hatte auseinander halten können. Hisoka war einfach viel zu verrückt, um ihn zu kennen.
„Und warum…bist du hergekommen? Hättest lieber in deinem Bettchen liegen bleiben sollen…wer weiß, vielleicht bin ich gerade in der Stimmung, jemanden umzubringen…“
Und jetzt kam das warnende Lächeln. Die Aura des Älteren pulsierte unruhig, begann zu tanzen wie die Flammen eines gut genährten Feuers. Gon schluckte, nickte aber ernst. Er überlegte, was er sagen sollte. Hisoka war gereizt, sogar mehr als das. Gut, bis jetzt war er in Sicherheit, aber er konnte sich diesen Schutz ganz schnell wieder verspielen, dem war er sich sicher.
„Ich hatte das Gefühl, dass…“
Nachdenklich faltete der Junge die Hände im Schoß und schloss die Augen. Unbewusst sammelte sich seine Aura zu, wurde zu >Kou< und hüllte seinen ganzen Körper ein. Er war vielleicht naiv und gutgläubig, aber nicht vollkommen verblödet. Wenn Hisoka ihn angreifen sollte, war er absolut schutzlos und würde nicht eine einzige Attacke überleben. Und durch das lange Training hatte er keine Probleme mehr damit, sein >Kou< zu konzentrieren und sich nebenbei anderweitig zu beschäftigen.
„Du platzt vielleicht fast vor Wut, aber ich spüre auch eine Trauer, die es mir unmöglich machte, nicht herzukommen…“
Erneut blieb es still. Gons Muskeln waren zum Zerreißen gespannt, warteten nur auf einen unvorhergesehen Angriff, dennoch rührte er sich nicht vom Fleck.
„Ahahahahahahaha!“
Das plötzliche Lachen des anderen dagegen ließ ihn fast schreckhaft zusammenzucken. Ungläubig hob Gon den Kopf und blickte Hisoka an – direkt in die geröteten, tennisballgroßen Augen des anderen.
„Stirb, du verdammtes Gör!“
Innerhalb von gerademal 0,1 Sekunden passierte so viel gleichzeitig: Hisoka sprang mit einer federnden Bewegung auf die Füße, schleuderte in der gleichen Bewegung heraus seine mit >Nen< verstärkten Spielkarten, während Gon ebenso reflexartig das Weite suchte und sich mit einem schlecht gezielten Sprung aus der Gefahrenzone entfernte. Die Luft zischte um ihn herum, nur knapp entkam er den messerscharfen Karten. Und der gefährliche Moment war vorbei. So plötzlich, wie er gekommen war.
Der Rothaarige atmete scharf ein, stand zu seiner vollen Größe aufgerichtet auf dem nachtschwarzen Felsen und starrte ihn in Grund und Boden. Gon glaubte, sogar sein Herz hektisch wummern zu hören, aber der Schein trog. Der frische, leise Luftzug brachte die Haarspitzen der beiden Anwesenden zum wippen, der Atem des Älteren wurde durch die Luft gut hörbar an Gons Ohr getragen. Der Junge seufzte leise und lockerte die Muskeln. Jetzt war es gewiss – Hisoka hatte ihn getestet. Und er hatte scheinbar bestanden.
„Ein Magier zeigt nie, was er denkt oder fühlt…aber warum bist du denn mit dem traurigen Gesichtsausdruck jetzt menschlicher als je zuvor?“
Ganz leise war seine Stimme gewesen, vorsichtig und fast schüchtern. Hisoka lachte leise und verschränkte die Arme vor der Brust, legte beinahe belustigt wirkend den Kopf schief. Ein freches Grinsen schlich über seine Lippen, die vorher riesig erschienen Augen schlossen sich wieder.
„Hm…wie kommst du darauf, dass ich traurig bin, hm? Dummer kleiner Junge.“
Die säuselnde Stimme trog wie eh und je. Und Gon wusste, dass er sich wieder auf sehr dünnes Eis begab, aber er merkte auch, dass sich die Wut, die die Aura des anderen füllte, langsam legte. Ganz langsam – Stück für Stück. Aber er war auf einem guten Weg. In der Fassung konnte man mit Hisoka nicht reden, dazu waren beide zu aufgewühlt und zu vorsichtig mit ihren Worten und Handlungen. Gon wollte leben – Hisoka wollte…er wusste wohl nur selbst, was er wollte.
„Killuah und die anderen sagen immer, ich hab eine gute Menschenkenntnis.“
„Hihi…du wärst der erste, der zu wissen glaubt, wie es mir geht.“
Die warnende Feststellung brachte Gon nur zu einem wortlosen Schulterzucken. Dazu wusste er nichts zu sagen – was auch gut war.
Minutenlung breitete sich die Stille um sie herum wieder aus. Der Wind hatte ein wenig zugenommen, wurde aber nicht nennenswert stärker. Aufmerksam beobachtete der Junge, wie Hisoka sich wieder setzte und die Hand ausstreckte, um einen weiteren kleinen Stein zu nehmen, den er ins Wasser fallen ließ. Erst jetzt fiel ihm auch der kleine Kieselsteinhaufen auf, den der ältere neben sich platziert hatte.
Und Gon fasste genug Mut, um sich wieder zu nähern. Noch vorsichtig, die Aura konzentriert und mit >Gyo< hatte er auch kurz die Umgebung gecheckt. Hisoka hatte keine Fallen gelegt, die man mit >Gyo< sehen könnte, also ging er ganz gutgläubig davon aus, dass er wieder die Nähe des Älteren suchen durfte.
Eine scheinbare Ewigkeit saßen die beiden nebeneinander und schwiegen. Gon genoss die Stille, auch wenn er versuchte, die noch immer eklig drohende Präsenz des anderen zu ignorieren. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, während er überlegte, wie er wohl aus dem anderen herauskitzeln konnte, was ihn bedrückte. Und wie er das ganze überleben sollte.
Bei jedem anderen hätte er geradeheraus nachgefragt und wär direkt mit der Tür ins Haus gefallen. Aber bei Hisoka kam das einem Selbstmord gleich, da musste er genau überlegen, wie er vorgehen wollte. Hisoka war niemand, der eine solche Belästigung tolerierte, da war er sich sicher. Auch wenn er den anderen bisher noch nicht wirklich kennen lernen konnte, weil sie bisher immer nur dann aufeinander getroffen waren, wenn sie kämpften. Viele private Treffen hatten sie bisher noch nicht gehabt…und wenn, dann war es ein ganz kurzes, unpersönliches. So vertraut wie jetzt, fiel Gon da auch auf, hatten sie noch nie zusammengesessen.
„Ich bin Hunter geworden, um meinen Vater zu suchen…er muss ein großer Hunter sein, dass er sich so erfolgreich vor der Welt verstecken kann. Aber ich gebe nicht auf, ich werde ihn finden! Und dann werde ich ihm meine Freunde vorstellen…und ich hatte auch schon darüber nachgedacht, ihm von dir zu erzählen.“
Während Gon leise zu erzählen begann, legte der Junge den Kopf in den Nacken und lehnte sich etwas zurück, sodass er sich mit den Händen gut abstützen konnte. Er spürte, dass der andere mitten in der Bewegung erstarrte, er hatte gerade einen weiteren Kiesel ins Wasser werfen wollen, hielt nun aber inne. Gon lächelte zufrieden und sprach weiter.
„Du warst mein erster richtiger Gegner…und an dir hab ich mich unbewusst immer ein wenig orientiert, wenn ich trainiert hab. Ich wollte wenigstens so stark werden wie du, um dich zu übertreffen. Du warst lange Zeit mein erster Wegweiser, an den ich mich gehalten habe, auf meinem Weg zum Hunter. Jetzt weiß ich allerdings nicht, ob wir auf einer Höhe sind oder ob ich noch mehr lernen muss, um mich mit dir messen zu können…“
Leise seufzend suchten die dunklen Augen den Polarstern. Gon begann mit den Füßen zu wippen, während er den Kopf zu einer unsichtbaren Melodie zu bewegen begann. Gemütlich legte er sich auf den harten Stein, um den Kopf nicht ständig in den Nacken legen zu müssen.
Er spürte eher als dass er es hörte, wie Hisoka seinen Schwerpunkt verlagerte und sich ebenfalls etwas zurücklehnte.
„Hihi…du bist wirklich eine reife Frucht geworden, die es wert ist, gepflückt zu werden. Allerdings…steckt immer noch mehr Potenzial in dir, also wäre es Verschwendung. Früchte müssen reifen und wachsen, bis sie saftig und wohlschmeckend sind. Und auf dem Höhepunkt ihres Wachstums sollten sie geerntet werden.“
Mit einer ähnlichen kryptischen Antwort hatte Gon schon gerechnet, deswegen zog er nachdenklich die Stirn in Falten und versuchte, den Sinn hinter diesen Worten zu entdecken.
„Das heißt also…dass ich noch nicht stark genug bin?“
„Hmm…“
„Hm…so ein Mist. Ich dachte, ich wäre allmählich soweit…“
Leicht schmollend verschränkte der Junge die Arme vor der Brust und winkelte die Beine an. Sein Blick wurde verträumt, als er die nächsten Worte aussprach, die ihm ganz plötzlich in den Kopf geschossen waren.
„Ich habe in der Zeit als Hunter so viele unterschiedliche Menschen kennen gelernt…aber nie ist mir jemand begegnet, der so geheimnisvoll ist wie du. Du bist stark, unglaublich stark. Aber du zeigst niemandem dein wahres Gesicht, alle sehen in dir nur den verrückten Killer, der nach Lust und Laune andere Leute umbringt. Trotzdem…werde ich das Gefühl nicht los, dass du Killuah ähnlich bist. Irgendwie.“
Eine Sekunde lang hatte Gon das Gefühl, zu weit gegangen zu sein. Hisokas Aura begann wieder wild zu pulsieren und der Ältere zuckte kaum merklich mit dem Kopf. Und eh Gon begriff, dass der andere mit einer fast nicht sichtbaren Bewegung seine Karten geworfen hatte, ertönte auch schon ein heiseres Ächzen und dann fiel der ungebetene Besucher am anderen Ende der kleinen Lichtung tot zu Boden.
Ungläubig blickte Gon in die Richtung, aus der sie belauscht worden waren. Hisoka kicherte irre.
„Ich habe…ihn nicht bemerkt.“, gestand der Junge leise.
„Ich schon.“
Der altbekannte Schauer der Angst schlich über den schmalen Rücken des Jungen. Gon schnaufte.
„Du…hast ihn einfach getötet.“
Gon wusste nicht wirklich, ob er wütend oder vor Angst schreien sollte. Er war strikt gegen das Töten – und soeben hatte Hisoka, der Mensch, zu dem er gerade eine Verbindung aufzubauen versuchte, vor seinen Augen jemanden umgebracht. Hisoka war und blieb ein Monster – ganz egal ob er im Grunde seines Herzens ein anständiger Kerl war oder nicht.
„Mein Bedarf an Besuchern ist für den Moment reichlich gedeckt…und zu einem Date gehören meines Wissens nur zwei, oder nicht?“
Schelmisch lächelnd blickten die graublauen Augen den Jungen an, der mühsam versuchte, sich wieder zu entspannen. Gon schluckte erneut. Und atmete mehrmals tief ein und aus, eh er sich wieder genügend gefasst hatte, um den Blick zu heben und den anderen schief anzublicken. Hisoka schmunzelte.
„Wer dem Wald fern bleibt, darf weiterleben. Ich bin heut mal gnädig. Dir zuliebe.“, beschwichtigte der Magier und legte sich nun ebenfalls auf den Rücken.
„Du benutzt >En<, oder?“
Der andere brauchte nicht einmal nicken, um diese Frage zu beantworten. Gon nickte gedankenverloren.
„Ich kann mich nicht mit deiner Einstellung zum Töten anfreunden…aber trotzdem weiß ich, dass du kein schlechter Mensch bist. Ich…wüsste gern, warum du so bist. Bei Killuah weiß ich es…und ich bin froh, dass er sich von seiner Familie losgesagt hat. Er ist nicht zum Berufsmörder geeignet, auch wenn seine Familie das immer sagt.“
Langsam ließ Gon seinen Blick zur Seite schweifen, betrachtete ungeniert den Magier, der noch immer mit geschlossenen Augen dalag und ihm zuhörte. Und wieder einmal ging ihm der Gedanke durch den Kopf, dass der Magier mit glatten Haaren viel harmloser aussah, als er eigentlich war. Die nach hinten gestrichenen, häufig auch gefärbten Haare dagegen ließen ihn um einiges wilder und verrückter erscheinen, sie verstärkten also das Image, das er in der Welt verbreitete. Aber an dem Tag auf Greed Island, wo sie sich getroffen hatten…da war dem jungen Hunter das erste Mal wirklich aufgefallen, dass Hisoka mehr als nur ein Gesicht hatte. Ebenso wie seine Haare immer etwas anders waren, wenn sie sich trafen. Er konnte blutrünstig sein, aber wenn er gelangweilt war, war er wie ausgewechselt. Und wenn es drauf ankam – hatte er festgestellt, dass man sich durchaus auf Hisoka verlassen konnte. Jedenfalls wenn er in der richtigen Stimmung war.
So oder so hatte Gon schon recht früh festgestellt, dass er das Interesse des Älteren geweckt hatte, sonst wäre er schon lange nicht mehr am Leben. Er hätte wahrscheinlich nicht einmal die Hunterprüfung bestanden, weil Hisoka ihn vorher umgebracht hätte. Aber nur durch den indirekten Schutz dieses Mannes hatte er so lange überlebt und war an jeder Herausforderung gewachsen. Und jetzt saßen sie hier und unterhielten sich, als ob sie sich schon ewig kannten.

Für Gon war Hisoka wirklich mehr als nur ein entfernter Bekannter. Er war…fast sowas wie ein Freund, auch wenn Gon sich noch etwas gegen diese Bezeichnung sträubte. Den Gedanken würde er nie aussprechen…und das wollte er auch nicht. Nicht, solange er nicht genau sagen konnte, wie Hisoka darauf reagieren würde. Er wollte wissen, was der andere in seinem Leben erlebt hatte, warum er so wenig Skrupel hatte, zu morden. Für Gon war und blieb es unverständlich.
„Hm…warum willst du das wissen?“
„Es interessiert mich.“
Ganz klipp und klar. Gon war nicht dafür bekannt, um den heißen Brei herumzureden. Und dass der Ältere darauf nicht wirklich reagierte, sprach auch dafür, dass er das wusste. Wieder ertönte dieses schelmische, aber amüsierte Kichern. Man könnte sogar meinen, es war so etwas wie ein weiteres Markenzeichen des verrückten Magiers.
„Ich erzähle es dir.“
Langsam setzte Hisoka sich wieder auf und legte die Arme auf seine zum Schneidersitz gefalteten Beine, den Blick geradeaus gerichtet. Gon nickte angespannt. Er merkte, dass der Wind um ihn herum auffrischte, die Blätter rauschten leise. Und Hisoka begann entspannt vor sich hin zu pfeifen.
„Lerne das >En<…dann erzähle ich dir vielleicht etwas “
Grinsend wurde Gon angeblickt, Hisoka zauber vor den Augen des Jungen einen Joker hervor – und mit einer Bewegung, die schneller war als der Schall, warf er sie auf das Kind.
„Verdammt!“
In der kurzen Reaktionszeit gelang Gon nur eine Drehung des Oberkörpers, trotzdem riss ihm die messerscharfe Spielkarte die Wange auf, als sie an ihm vorbei zischte. Reflexartig sprang er auf und hüpfte von dem Stein herunter, um den Sicherheitsabstand zu wahren.
„Die Nacht ist bald vorbei, ohne dass ich Spaß hatte…hier treiben sich noch weitere Möchtegernspione herum, die ihren Tod suchen.“
Geschmeidig stand der Rothaarige auf und blickte sich um. Gon schluckte. Die gewaltige Aura des anderen dehnte sich wieder aus und drang ihm tief in die Knochen. Gut – sie waren wieder am Ausgangspunkt angekommen. Es war an der Zeit, zu verschwinden, denn jetzt fühlte er deutlich, dass Hisoka keine Skrupel haben würde, auch ihn zu töten, würde er nicht schnell genug das Weite suchen.
„Ich gebe dir fünf Sekunden, um den Wald zu verlassen…ansonsten wirst du mein zweites Opfer. Aber keine Angst, wir werden uns wiedersehen…schon sehr bald.“
Und Gon rannte, wie er schon lange nicht mehr gerannt war. Mit der nackten Angst im Nacken, obwohl er das Gefühl hatte, sich nicht von der Stelle zu bewegen. Er wollte weg – einfach nur weg von diesem Irren.
Und doch – er hatte heute eine Seite an dem Magier kennen gelernt, die er durchaus mochte. Und wenn Hisoka ihm Aufgaben gab, dann würde er sie auch bewältigen. So wie alle anderen zuvor auch. Ihre Wege würden sich wieder kreuzen, wenn er das >En< beherrschte.
In der Hoffnung, ihn näher kennen zu lernen. Und vielleicht…aber nur vielleicht, irgendwann den Mut zu haben, ihn als Freund bezeichnen zu können.

FIN
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BeitragThema: Re: HunterXHunter - Nights Game   HunterXHunter - Nights Game Icon_minitimeSa Jul 28, 2012 10:01 pm

applaus applaus richtig gut :D
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